Quellenkritik und die persönliche Social- Media- Filterblase

Einen großen Teil der historischen Darstellung nimmt die Quellenrecherche ein. Quellen zu einem bestimmten Thema sichten, auswerten, zusammen führen, letztlich „rund“ machen ist Grundlage für eine stimmige Darstellung. Dabei ist die so genannte Quellenkritik immens wichtig, etwas ungeprüft übernehmen führt zu Fehlern.

Im besten Fall wird jede Quelle betrachtet unter welchen sozialen, geschichtlichen, kulturellen Aspekten sie entstand, was sie darstellt, wer sie in Auftrag gab, welche Botschaft transportieren soll.

Ein Beispiel für eine oftmals unkritisch übernommene Quelle ist der bei historischen Darstellern mit Schwerpunkt „Karolingerzeit“ gern für Kleidung und Ausstattung heran gezogene „Stuttgarter Psalter“. Setzt das jemand 1:1 um hat er eher eine idealisierte spätantike oströmische Darstellung, denn für die Bilder wurden solche aus diesem Kulturkreis übernommen.

Im „De bello Gallico“ berichtet Gaius Iulius Caesar über Sitten und Gebräuche u.a. „der Germanen“. Früher als das Standardwerk gesehen, wissen wir heute, dass es als Propagandawerk zur Überhöhung der Leistungen des späteren römischen Kaisers entstand. Geschichte wird von Siegern geschrieben.

Ebenso verhält es sich im modernen Leben mit allem was ihr in verschiedenen Medien seht oder lest. Jeder wo auch immer veröffentlichte Artikel, jedes Bild, jedes Video verfolgt einen Zweck, wurde mit einer Zielsetzung erstellt. Gerade aktuell ist das sehr häufig bei Bildern festzustellen.

Schaut euch in den Medien Fotos unliebsamer Politiker an. Diese werden möglichst unvorteilhaft dargestellt. Offener Mund, misverständliche Posen, verkniffener Gesichtsausdruck, Stolpern auf der Treppe, dem Teppich. Beispiel dafür ist der aktuelle US Präsident, der in europäischen Medien mehr wie der erpresserische, Schwächere mobbende Rüpel „Biff Tannen“ aus „Zurück in die Zukunft“ denn einem Staatsmann dargestellt wird.

Das Gegenteil davon ist es ebenso festzustellen. Hier sollen möglichst positive Eigenschaften transportiert werden. Hier ist als Beispiel der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj genannt, der als mit seiner Aufgabe, sein Land gegen einen übermächtigen Angreifer zu verteidigen wuchs, möglichst positiv abgebildet wird.

Quellenkritik wird auch im persönlichen Bereich tatsächlich immer wichtiger, je mehr soziale Medien zur Beeinflussung genutzt werden. Nicht nur im Hobby sollten wir im Idealfall immer im Hinterkopf behalten „Was soll ausgesagt, welche Botschaft transportiert werden?“.

Damit kommen wir zu den faktisch überall festzustellenden „Blasen“.

Jeder von uns hat sein Vorlieben, Abneigungen, sein soziales Umfeld. Demzufolge umgeben wir uns mit Menschen ähnlicher Prägung, Vorlieben, Ansichten. Wir bewegen uns innerhalb einer virtuellen Blase in der Einflüsse von Außen eher selten vorkommen, oft gar nicht erwünscht oder bewusst ausgegrenzt werden. Fand das früher in Vereinen statt, verlagerte sich das mehr und mehr ins virtuelle Leben. Ein besonders starke Ausprägung davon findet sich in den sozialen Medien. Dort gibt es für praktisch jeden Aspekt des realen Lebens ein virtuelles Gegenstück.

Genau darin steckt eine Gefahr. Nämlich die, alles außerhalb der eigenen Blase erst einmal in Abrede zu stellen, davon abweichende Meinungen, andere Sichtweisen als die eigene als Bedrohung oder falsch abzutun. Man hat ja schließlich „eigene Experten“ innerhalb des persönlichen Umfelds. Eine Quellenkritik findet innerhalb der Blase i.d.R. nicht statt.

Kritisch wird es wenn verschiedene Blasen mit annähernd ähnlicher Ausrichtung, jedoch unterschiedlichen Sichtweisen aufeinander treffen. Dann kann es sehr schnell zu Missverständnissen kommen. Von daher der Tipp: wenn ihr etwas lest mit dem ihr euch bislang nicht oder nur oberflächlich beschäftigtet, lest den kompletten Text, lest es wirklich genau und fangt dann an darüber nachzudenken. Lest Quellen wenn sie angegeben sind oder bemüht eine Suchmaschine. Tut es BEVOR ihr in die Tasten haut und meint einen Kommentar abgeben zu müssen.

Ein gutes Beispiel für aufeinander prallendes Filterblasendenken bin ich selbst.

Vor einigen Tagen schrieb ich für meinen Blog einen Beitrag über das Thema des überwiegend von der Mittelaltermarktgänger- Szene kreativ interpretierten Brauchtumsbegriff im deutschen Waffengesetz. Das Thema legaler Waffenbesitz in Deutschland ist eine meiner Blasen. Da ich mich seit mehr als 20 jahren intensiv damit beschäftige habe ich meiner eigenen Einschätzung nach (die durchaus falsch sein kann) eine gute Wissensbasis. Zumindest so gut, das ich verständliche, rein der Information dienende Beiträge zu Teilaspekten veröffentlichen kann.

Der Brauchtumsbegriff im Waffengesetz wird von der o.g. Gruppe gern als Rechtfertigung zurecht gebogen, um entgegen klarer gesetzlicher Verbote dennoch Waffen im Sinn des Waffengesetzes auf Märkte und Veranstaltungen mitzuschleppen. Diesen veröffentlichte ich auf meinem Blog und teilte es zudem in der Facebook Gruppe „Mittelaltermärkte“. Von dort aus wurde er von Dritten weiter geteilt.

Natürlich kam es wie erwartet. Letztlich ausufernde nutzlose Diskussionen um der Diskussion willen, Anzweifeln der Fachkompetenz („bist du Jurist“?) und ähnliche Fragen, der übliche Weitp…wettbewerb, wiedergeben von Hörensagen („mein Onkel sein Bruder dessen bester Freund ist Polizist/ Anwalt/ Richter/ Ordungsamtsachbearbeiter, usw. und der hat gesagt…), Themenmutation mit Einbringen von Begrifflichkeiten die überhaupt nicht im Beitrag drin standen. Zudem einige Beschimpfungen und Beleidigungen von Menschen die ich nicht mal kenne.

Offen gesagt interessiert es mich herzlich wenig. Wofür ich allerdings kein Verständnis habe sind Menschen, die Inhalte von Beiträgen nicht erfassen können (oder wollen), trotz deutlicher Hinweise konsequent am Thema vorbei diskutieren und ziemlich viel Meinung haben. Quellen und klar definierte Begriffe schreibe ich nicht damit es besser aussieht in meine Artikel hinein.

Allerdings möchte ich eines eindeutig klar stellen: Mir wurde u.a. vorgeworfen eine unzulässige Rechtsberatung durchzuführen. Genau das mache ich nicht! Unter Rechtsthemen behandelnde Beiträge schreibe ich IMMER, dass der Beitrag KEINE Rechtsberatung darstellt. Somit übernehme ich keine Haftung für Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben. Meine diesbezüglichen Beiträge dienen somit lediglich der Information. Was der Leser daraus macht bleibt letztendlich ihm selbst überlassen.

Ich vertrete den Standpunkt, dass Waffen (i.S.d.G.) auf öffentlichen Veranstaltungen, auch nicht unter dem Oberbegriff „Mittelalter“, rein gar nichts zu suchen haben. Ende der Diskussion.

Wer meint scharfe Klinge, geschliffene Axt, Keule oder sonstige Waffen(!) trotz klarem Verbot durch eine friedliche Menschenmenge schleppen zu müssen, das wie auch immer zu rechtfertigen sucht, sollte sich wirklich ernsthaft mit einem Psychologen über das Thema Komplexe und deren Kompensation unterhalten. Das wiederum ist meine ganz persönliche Meinung.

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